Warum ich Sonnenaufgänge nicht sonderlich mag
bereist am:
Blistered Soul

Warum ich Sonnenaufgänge nicht sonderlich mag

Sonnenaufgänge. Ausgerechnet Sonnenaufgänge! Ich werde gezwungen darüber zu schreiben bzw. Fotos zu zeigen, weil mich ein aufdringlich-aufgängerisches Blockstöckchen getroffen hat. Na dann…

Also gleich mal vorweg: „meinen schönsten Sonnenaufgang“ werdet ihr hier nicht finden. Ihr seht das einzige Foto „eines“ Sonnenaufgangs, das ich nach ausführlichen Recherchen in den Tiefen meiner Fotodatenbank finden konnte. Die Sonne ging mit einem Sommergewitter auf. In Berlin, Weltstadt, irgendwann in 2007. Aus dem Fenster meiner Friedrichshainer Wohnung sah ich nach durchgemachter Nacht dieses Szenario und war trotz Übermüdung noch fähig, die Kamera zu suchen, zu finden und aufrecht zu halten.

Abgesehen von solchen wenigen Tagen, an denen ich die Nacht so lange festhielt, bis sie im Wimpernschlag dahinschied, sehe ich die Sonne NIE wie sie sich aus dem Wolkenbett schält. Ich schäle mich selbst nämlich grundsätzlich erst aus dem Bett, wenn die Sonne garantiert da ist, der Himmel hellblau und nicht grellgelb erstrahlt und man Wärme in der Luft vermuten kann. Ich stamme aus dem „Land der Frühaufsteher“ – mich hat niemand bei der Motto-Findung nach meiner Meinung gefragt! Ich tu das nicht. Noch nie. Ruft mich nie vor 12 Uhr mittags an. Erwartet mich nicht zum Sonntagsbrunch und geht davon aus: wenn ich um 6 Uhr zum Flieger muss, mach ich eher die Nacht vorher durch, als dass ich um 5 oder 4 Uhr aufstehe.

Ich habe die Sonne aufgehen sehen

Nichtsdestotrotz sah ich den ein oder anderen frühen Morgen, als ich diverse Male zum Flieger hetzte, als es auf den Galapagosinseln zum Tauchen ging, als ich in Nepal das Himalaya-Glühen sehen wollte und bei diversen anderen Gelegenheiten. Der Sonnenaufgang ist natürlich nicht schlimm, im Gegenteil, die Welt ist friedlich und ruhig, wenn die ersten Strahlen sich durch die blaue Stunde tasten. Es ist das beste Licht zum Fotografieren, genau deshalb SOLLTE ich ganz oft und ganz früh aufstehen. Aber die Müdigkeit ist einfach stärker, und der Schlaf, der ist heilig! Dem geht natürlich voraus, dass ich eine Nachteule und eigentlich erst ab 16 Uhr denkfähig bin und lieber im Dunkeln arbeite.

Warum Sonnenuntergänge besser sind als Sonnenaufgänge

„Wenn du keinen Sonnenaufgang hast, geht auch ein Untergang“, sagte die Stöckchen-Botin zu mir. Ehrlich? Mein schönster Sonnenuntergang? Das klingt ja übler als das schönste Ferienerlebnis! Nichts ist kitschiger als ein Sonnenuntergang. Die meisten Untergänge enden in totlangweiligen Szenerien wie einem Strand, dem Meer und einer Palmensilhouette. Vermutlich habe ich zu oft Reisekataloge angesehen und Postershops besucht, aber ich kann es nicht mehr sehen. Trotzdem fotografiere ich auf jeder Reise irgendwann mal die untergehende Sonne. Es ist Standard. Oder ein Pawlowscher Reflex.

Bilderbuch-Sonnenuntergang am Lake Kejimkujik in Nova Scotia

Bilderbuch-Sonnenuntergang am Lake Kejimkujik in Nova Scotia

Feuerbrünstige orangefarbene Wolkenformationen, die durchs Blätterwerk lodern oder einen Bergkamm in nebulöse Lichtschwaden wickeln, begeistern mich durchaus. Außerdem bin ich bereits wach und muss mich für das Ereignis nicht noch mit Ohrfeigen wachschlagen oder positiv zureden. Wenn sich die Sonne verabschiedet, hab ich immer das Gefühl, ich kann den Tag abschließen, ich hab alle möglichen Aufgaben und To-Dos hinter mir, kann ein Resümee ziehen – was im Urlaub und auf Reisen umso mehr Spaß macht. Ein Sonnenaufgang ist eher ein Antreiber, dass man jetzt was schaffen muss. Zu viel Druck!

Daher, in dubio: der Untergang. Aber eigentlich: Alles, was in der Sonne leuchtet, ist ein besseres Motiv als die Sonne selbst und macht mich glücklich und zufrieden.

Und weil ich andere gern quäle, reiche ich den Stock weiter an Tobias von Kleine Weltreise, Anja von Travel on Toast und Gabi von den 5Reicherts. Initiatorin der Aktion ist übrigens Stefanie von Gipfelglück. Bei ihr gibt es auch eine Liste der bisherigen Teilnehmer.

Es grüßt der Morgenmuffel

p.s. man beachte die Song-Auswahl in der Überschrift! Sucht den Song auf Youtube, die Band heißt Domain. Wer hier den Sonnenaufgang nicht heraushört, hat definitiv eine andere Wahrnehmung als ich ;)

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