Guatemalas Straßen: Chicken Bus und anderes Buntes
bereist am:
Fourpenny Bus Ride

Guatemalas Straßen: Chicken Bus und anderes Buntes

Blank polierter Chrom blitzt neben mir auf, ein roter Feuerblitz leuchtet auf dem grünen Kotflügel, irgendwas mit Christus steht weiter oben, dann rauschen die Fenster und uninteressierte Menschen dahinter an mir vorbei. Die roten Rückleuchten sehen aus wie Sternchen und verglühen auf der Überholspur. Chicken Bus oder auch Camioneta nennen sie die aufwendig umlackierten US-Schulbusse in ganz Zentralamerika. Und ja Hühner, so sagen wissende Mitreisende, fahren in den schnellen Bussen durchaus mit. Unser Hühnerhaufen allerdings fährt in einem schnöden, silbernen Minibus von Guatemala City zum Atitlán.

Auf der Panamericana durch Guatemala

Ich find sie wunderschön (die Hühnerbusse) und will jeden einzelnen fotografieren, doch die sind rasant unterwegs und auf der Panamericana ist ordentlich was los. Panamericana, Baby! In einigen zugehörigen Ländern habe ich mich zwar schon rumgetrieben, aber auf der berühmten Straße gefahren… bisher nur über die Golden Gate Bridge und zurück. Hier ist sie gerade zweispurig und recht gut ausgebaut, der Verkehr allerdings nicht einladend für Selbstfahrer. Sollte mir das mit der Panamericana noch mal überlegen….

Überlegungen vor Reise: Wie gefährlich ist ein Urlaub in Guatemala?

Chicken bus Guatemala

Bunt bemalter Chicken bus in Antigua Guatemala

Szenen vor dem Autofenster

Auf Farben stehen die Guatemalteken ganz gewaltig. Die Straßenränder auf dem Weg zum Lago de Atitlán sind gesäumt von buntester Werbung (für FastFood-Ketten und Baumärkte) und verführerisch drapierten Obst- und Gemüseständen. Das Bild hinterm Autofenster wechselt minütlich zwischen chaotisch und idyllisch.

Obststand am Straßenrand, Guatemala

Obststand am Straßenrand, Guatemala

Werkstätte, Ziegelbrennereien, Baumärkte und Gemüsehändler haben sich dort zusammengerottet, dazwischen und dahinter fallen die gerodeten Hänge ins Blickfeld: Gemüse wie Saubohnen, Kürbisse und natürlich Mais wird hier angebaut, aber auch Obst aller Couleur. Frauen laufen vorüber mit reichlich gefüllten kunterbunten Tüchern, die sie über dem Kopf oder die Schultern geschlungen tragen, vermutlich so lange bis ein Minibus sie aufgabelt. Im Hochland leben fast nur Mayas, die von Landwirtschaft leben.

Menschen am Straßenrand der Panamericana

Menschen am Straßenrand der Panamericana

Raststätte auf Guatemaltekisch: Comedores

An einer langen Reihe von Buden machen wir Stopp. Da, wo der Rauch von den Grills aufsteigt und der Geruch nur einem Karnivor gar lieblich in die Nase steigt, steht Comedor (und meist ein hübscher Frauenname) über der Tür und lädt die Einheimischen zum Frühstück. Ein bisschen Gemüse, vor allem aber die kleinen Maistortillas und ein paar Eier werden ebenfalls geboten. Wir würden es wohl eine Raststätte nennen, denn auf der anderen Straßenseite steht eine Tankstelle.

Comedor-Besitzerin grillt

Comedor-Besitzerin grillt

Morgens um 10 hab allerdings selbst ich ein bisschen Befindlichkeiten den Grillteller zu ordern. Es bleibt beim Schauen. Am Ende dieser Buden-Ansammlung beschnupper ich die Inkalilien am Blumenstand, schau mir Töpferwaren und Souvenirs an und beobachte die Menschen, die hier nicht nur per Vierrad vorbeikommen, wie sie Waren einkaufen und wegtragen – in ihren gewobenen, bunten Tüchern. Busse aller Art halten und spucken Menschen aus, andere steigen dazu. Schon wieder ein Chicken Bus! Schon wieder war er schneller als ich.

Blumenstand am Straßenrand in Guatemala

Blumenstand am Straßenrand in Guatemala

Es ist nicht nur der BBQ-Rauch, der uns umnebelt, seit einigen Hundert Höhenmetern fahren und stehen wir in den Wolken. Kühl ist es hier oben auf 2500 Metern, im Minibus krabble ich unter die einzige Jacke, die ich dabei habe. Weiter unten im Tal, in den Straßen von Sosola wimmelt das Stadtleben. Ich könnte direkt in die Häuser und Geschäfte hineingreifen oder der Frau das Huhn aus dem Arm reißen, so eng ist die Straße.

In Panajachel am Seeufer des Atitlán sind es die Backpacker und Touris, denen man im Vorüberfahren quasi auf die Schulter tippen kann. Hier ist das Hippie-Mekka Guatemalas, wie es scheint. Und sie sind größtenteils mit einem schillernden Chicken Bus hier eingetroffen. Beim nächsten Zentralamerikabesuch muss ich so einen Bus buchen, unbedingt!

Vom See selbst dann in den kommenden Tagen ;)

p.s. Der Chicken Bus von Guatemala City nach Panajachel hätte 2,50 Dollar gekostet.

Diese Recherchereise wird unterstützt von Visit Centroamérica. Vielen Dank dafür!

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