Wie ich per Seilbahn auf den Osorno fuhr und dann nach unten laufen musste
Buenas noches – Guten Abend – Grüß Gott!
Santiago gut und schön – aber Städtereisen waren ja noch nie meins. Eigentlich war die Stadt nur gut, um sich den Flugzeugstaub aus den Augen zu wischen und mal richtig auszuschlafen, bevor wir im urigen Teil des Landes ankommen und uns auf Vulkane, in Wälder und Boote wagen. Nun denn, wir sind da! Chile bietet uns einen zauberhaften Anblick von kleinen, bunten Häuschen zwischen saftig grünen Wiesen, Kühen, Schafen, Lamas und Pferden, gruppiert um einen – wenn die Sonne darauf scheint – tiefblauen See, dessen Ufer am Horizont man kaum erkennen kann. Luft holen!
Deutsche Aussiedler in Puerto Varras
Einen Tag hat man ja immer, der nicht will, wie man will. Unseren ersten Tag in Puerto Varas am Llanquihue-See im chilenischen Seengebiet haben wir daher mit so wichtigen und vor allem Zeit raubenden Sachen wie Nahrungssuche verbracht. Am Sonntag ist hier wenig offen. Aber in einem Städtchen mit deutschen Wurzeln gibt es schließlich immer eine Kantine mit Schwarzwälderkirsch-Torten und Kuchen jeglicher Art. Im Deutschen Verein haben wir übrigens nicht gespeist, obwohl man da wohl auch als Nicht-Clubmitglied einkehren darf.
Kaffee trinken mit Vulkanblick
Im Casa Azul von Andreas kann man auch wolkige, regnerische Tage gut zubringen. Zum Beispiel mit dem Betrachten und Durchzählen der Bonsais, die der Bayer hier züchtet. Eine Menge! Und dann gibt es die Möglichkeit, mit Regenjacken bewaffnet den kleinen Ort mit den hügeligen Straßen zu erkunden. Theoretisch kann man von der Strandpromenade aus auf drei Vulkane gucken. Wir haben sie uns so lange vorgestellt, bis sie wirklich aus den Wolken krochen und sogar noch die Sonne auf den riesigen See schien. Bis dahin wirkte er uferlos und monströs. Man kann an vorderster Front im Cafe Cassis nett Kaffee trinken und auf Wasser und Vulkankette gucken!
Ausflug zum Bilderbuch-Vulkan Ososrno
Noch viel herrlicher ist das, wenn der Hostel-Besitzer einen persönlich auf den Ausflug bringt. Das lässt sich Andreas nicht nehmen, seit 12 Jahren macht er das blaue Haus zur Jugendherberge und von Jahr zu Jahr bietet er mehr Drumherums an. Uns packt er mit Holländer Hugo und Kiwi Shane in den Pickup eines Bekannten und kutschiert uns allesamt zum Osorno. Das ist der Muster-Kegelvulkan mit Schneehaube und viel Wald am Fuß, den man auch ganz prima von Puerto Varas aus sieht. Seit 155 Jahren ist er nicht mehr ausgebrochen, einer alten Bauernregel zufolge ist er seit 5 Jahren überfällig! Wir freuen uns trotzdem wie er uns in der Morgensonne immer näher kommt. Auf halbem Weg schauen wir mal vom Gipfel weg auf die anderen Vulkane herum. Da ist noch der impossante Calbuco, der irgendwie nicht wie ein Vulkan wirkt, aber auch als aktiv gilt.
Gondel mit Seeblick
Dann müssen wir erst einmal das Auto anschieben, damit wir bis zur 1300 Meter hoch gelegenen Seilbahn des immerhin 2650 Meter messenden Osorno kommen. Dort sind wir an diesem Morgen fast die einzigen Touris, die sich auf den Sessellift werfen und über schwarzer Asche gondeln. ein kleiner Spaziergang über die Lavaasche und man sieht, dass der Osorno kleinere Geschwister hat, sie wachsen an seinen Flanken und variieren in der Farbe. Ein Seitenkrater ist rot, ein anderer braun und mit Grasbüschen bewachsen. Von oben schaut man gern nach unten. Hier ruht der große azurblaue See und auf ihm schwebt eine Wolkendecke.
Vulkanwanderung durch den Regenwald
Wir nehmen noch einen Kaffee an der Seilbahn, schauen rüber zum Calbuco, hoch zu den Gletschern des Osorno und dann geht es wieder den Berg nach unten – in Serpentinen, die sich beinahe überkreuzen. Irgendwann werden wir mit WalkyTalky aus dem Auto „geworfen“ und sollen uns in 2 Stunden bis zur nächsten Straße durchkämpfen. Immer nur abwärts, sagt Andreas, wir dagegen paddeln im Vulkansand die Hügel rauf und runter und kommen ganz schön ins Schwitzen. Noch dazu verläuft der „Regenwald-Weg“ durch einen sehr lichten Bereich des Waldes. Natürlich haben wir Sonnenbrillen und Sonnencreme… aber nicht für eine Wanderung durch den Regenwald eingepackt!
Ich gucke bei sowas zwar auch auf den Weg, aber doch lieber auf die bizarr gewachsenen Bäume und den Osorno… Claudi guck in die Luft ist diesmal nicht gestolpert und auch nicht hingefallen! Dafür habe ich als erste den Geier entdeckt, der über uns schwebte. Wir kommen schließlich an ein Lavafeld, wo bereits alle etwas rote Gesichter haben. Das wird unser Fotostop, wo Hugo unseren guten Zeitschnitt durch technische Probleme an der Kamera verspielt. Nach einer weiteren Stunde durch suesslich duftende Pfade gelangen wir fein geröstet wieder an der Straße an und sind so happy, 6 Kilometer gewandert zu sein. Das ist wie vom Brandenburger Tor bis zu uns nach Hause! Lauft das mal!
So, und völlig erschlagen wie wir jetzt sind, mmüssen wir dem azul-blauen Haus und seinem netten Besitzer Adios sagen und nach Chiloe zu den Pinguinen fahren!
Viele Grüße
Claudi (und „Rudolph“ und QWoo)