Kalender Illustrierte Inseln 2017 – Oktober: Chiloé
bereist am:

Kalender Illustrierte Inseln 2017 – Oktober: Chiloé

Chiloé hat kaum jemand auf dem Schirm, nicht mal Chile-Reisende kommen hier vorbei. Der Archipel liegt am nördlichen Ende Patagoniens und wird vermutlich zugunsten der Vulkane und Gletscher auf dem Festland ausgelassen. Meiner Meinung nach ein Fehler. Wenn ich hier von Chiloé berichte, dann vorranging von der Hauptinsel Isla Grande de Chiloé. Sie ziert mein Kalenderblatt Oktober im Illustrierten Kalender, denn der Südfrühling ist eine gute Zeit für einen Besuch auf der immerhin 150 Kilometer langen Insel.

Kalenderblatt Oktober Chiloé

Die Kartoffelinsel Chiloé

Es gibt tatsächlich mehrere Wege auf die Insel Chiloé! Einer der kürzesten Schiffswege ist eine Fährüberfahrt von Pargua auf dem chilenischen Festland nach Chacao, oben an der Nordostküste der immerhin zweitgrößten Insel Chiles. Zwei lila Kartoffelblüten habe ich dort verzeichnet, denn für mich ist Chiloé die Kartoffelinsel geworden, nachdem ich mich dort einige Tage durchgefuttert hatte. Es geht auch danach in der Inselkarte Chiloé etwas kartoffellastig zu. Rote, lila und sonnengelbe Knollen habe ich gesehen, gegessen – und gemalt, das Blattwerk noch dazu und der Acker ist fertig ;)

Flamingo oder Pinguin?

Ein Flamingo fliegt über den Acker, das sieht man nicht oft! Im Norden Chiloés gibt es eine Flamingo-Kolonie, die man allerdings nur im Südwinter sehen kann. Dafür sieht man im Südsommer die Pinguine auf einem kleinen Archipel namens Punihuil. Von Ancud aus gehen Bootstouren zu dem Kolonien. Das Besondere daran ist: Hier brüten Humboldt- und Magellan-Pinguine in einem gemeinsamen Gebiet. Sowas kommt sonst nirgends vor. Und Pinguine gucken geht ja eigentlich immer.

Auf Chiloe leben Magellan- und Humboldt-Pinguine Auf Chiloe leben Magellan- und Humboldt-Pinguine in einer Kolonie

Die magischen Wesen von Chiloé

Chiloé ist bekannt für seine Legenden und Geschichten von magischen Wesen, Hexen, Zauberern, verwunschenen Jungfrauen und Geisterschiffen – der fliegende Holländer heißt hier Caleuche und lockt mit festlichen Lichtern und Gesängen die Lebenden ins Meer… Mein Caleuche segelt vor der Nordostküste des Kalenderblattes, wird aber öfter auf der Westseite, zum offenen Ozean hin gesehen.Chiloe El Trauco El Trauco – im Mythologiepark von Chiloé

Eine andere Sagengestalt aus dem Kulturzusammenschluss von Huilliche-Indianern und spanischen Eroberern ist der Trauco. Dieses hässliche Männlein stellt den hübschen Mädchen nach. In den immergrünen Wäldern des Westens sollen die Unholde leben. Also Vorsicht, wenn ihr dort wandern geht. Ich wandere ja nicht. Ich habe mir die Mythen-Gestalten der Insel bei Senor Filiberto in seinem Parque Ecologico y Mitologico de Chiloé in Ancud angesehen.

Chiloé-Rhababer Geflügelt Schlange im -Rhababer

Der Trauco versteckt sich im Wald. Und davon gibt es einiges auf der Insel Chiloé. Zur Flora des Eilandes gehört der Riesenrhababer, unter dessen Blättern sich locker ein oder zwei Traucos verstecken könnten. Das Blatt kommt in der Karte immer mal wieder vor. Ich mochte die so. Den Holzsteg im Parque National Chiloé nach Süden kommen wir zur Blüte der Arrayán, einer heimischen Myrtenart.

UNESCO Holzkirchen auf Chiloé

Schauen wir rechts von der weißen Blüte, da steht eine von vier in der Karte verzeichneten Holzkirchen. Tatsächlich beherbergt Chiloé 16 dieser Kirchen, die ganz aus Holz über Jahrhunderte überdauerten und zum UNESCO-Welterbe gehören. In der Holzkirche von Conchi war ich zwar nicht, aber in denen von Castro und Achao und die machen Innen einiges her! Weil sie mir äußerlich so gut gefallen haben, sind auch die Holzkirche von Tenuan (etwas nördlicher) und von Caguach (die rote auf einer östlichen Insel) hier verzeichnet.

Holzkirche Quinchao Holzkirche von Quinchao, Chiloé

Chiloés Palafitos

Die Spitze der Holzkirche von Conchi ragt in der Inselkarte ein bisschen in das Stelzenhaus von Castro darüber hinein. In diesem Palafito übernachtete ich vor einigen Jahren. Es ist ein Hostel! Ich liebe diese bunten Häuser mit ihren Holzschindeln und schrägen Kanten. Castro ist berühmt für diese Palafitos, die sich in der Bucht der Inselhauptstadt aneinanderdrängen. Das gesamte Ensemble steht bei Flut im Wasser, während man bei Ebbe dort spazieren gehen kann – mit Gummistiefeln natürlich.

Palafitos Chiloe Die Palafitos in Castro

Küstenstädtchen auf Chiloé

Auf dem Weg zu den Inseln vor der großen Insel passiert man die Stadt Dalcahue, auf ihrem Markt bieten die Einwohner Wollsachen, Souvenirs und eine Cantina mit traditionellen Essständen. Hier werden vor allem die fangfrischen Muschelgerichte angepriesen, aber das Hühnchen war auch sehr lecker. Von Dalcahue tuckern die Fischerbötchen wie das gelbe auf der Karte etwas weiter südöstlich zu den Fanggründen. Touristen besteigen hier Boote zu den kleineren Inseln des Archipels wie Quinchao, auf der die Holzkirche von Achao die sehenswerteste ist.

Chiles Nationalblume auf Chiloé

Orientieren wir uns am gelben Fischerboot. Von dort aus gehen wir auf der großen Chiloé-Insel wieder südlich. Es wird wieder waldig und grün. Die pinken Blüten gehören der Chilenischen Wachsglocke, der Nationalblume Chiles. Auf Chiloé wird sie Copihue genannt und fühlt sich in den kühlen Regenwäldern des Westen und Südens der Insel puddel- bzw. blumenwohl.

Nationalblume Chiles Nationalblume Chiles

Chiloés Nationalgericht Curanto

Unterhalb der Copihue-Blüten musste ich dann doch Muscheln malen. Sie gehören zum Nationalgericht Curanto. Wie in vielen Gegenden der Welt kochen auch die Chiloten einen speziellen Eintopf aus allem, was es so gibt (Muscheln, Fleisch oder Würstchen, Kartoffeln und Wurzelgemüse), der in der Erde gegart wird. Ich habe ihn nicht gekostet, ich mag einfach keine Muscheln. Wer sowas mag, sollte kosten!

Muscheln Muscheln – Frisch vom Boot auf den Tisch

Das Ende

Der Curanto wird oft in den Huilliche-Gemeinden für Gästeabende zubereitet. In der Nähe von Quellón gibt es einige dieser Gemeinden. Im Dorf Punta de Lapa kurz hinter Quellón gibt es aber noch etwas anderes: das Ende der Panamericana. Hier hört sie auf, die Straße der Straßen, die Alaksa und Feuerland verbindet, obwohl sie gar nicht bis Feuerland reicht. Denn wer südlich von Chiloé wieder auf dem Festland fahren will, muss auf die Carretera Austral und kommt auch nicht bis Feuerland ohne ein Schiff zu betreten ;) Das Ende der Panamericana wird vom Hito Cero, dem Null-Meilenstein symbolisiert. Das Denkmal dafür soll einen typischen Anker chilotischer Boote darstellen, das ist es, was ihr in der Karte seht.

Chiloé Nationalpark und der Tantauco

Von Quellón gelangt man schnell in den zweiten bedeutenden Nationalpark der Insel, in den Parque Tantauco. Hier blühen wieder die Myrten, Südbuchen und die Alerce, die patagonische Zypress, gehören zur heimischen Flora. Sie sind in der Karte als Baum, Zweig und Mini-Zapfen eingezeichnet – ganz in der südwestlichen Ecke. Das niedliche Tier im Wald ist der Pudu, eine Mini-Hirschart, die man in Chiloés Wäldern findet. Wer gern in der Natur unterwegs ist, dürfte sich auf dieser kaum besuchten Insel sehr wohlfühlen.

Kompass der Chiloé-Landkarte

Der Kompass besteht aus Flamingofedern, Kartoffelblüten und den typischen Holzschindeln, die auf Chiloé und auch in der Seenregion auf dem chilenischen Festland viele Häuser vor den rauen Winden und Regen schützen. Die Schindeln werden oft aus dem Holz der Alerce geschnitten.

Holzhaus Chiloe Typisches geschindeltes Holzhaus auf Chiloé

Im Meer drumherum?

Ich sah die ein oder andere Lachszucht vor der Küste und in den Buchten des Chiloé-Archipels. Ein Lachs tummelt sich links neben dem Kompass, ein anderer oberhalb der roten Holzkirche. Auch Muscheln werden rund um die Chiloé-Inseln gezüchtet. Krabben sind ebenfalls in den kühleren Gewässern um die Insel zu finden, daher gedeiht hier auch – wie in Tasmanien – Kelp (an der Westküste eingezeichnet). Im Nordosten habe ich noch eine Robbe platziert, es hätte auch ein Otter sein können, oder ein Delfin. Sie werden alle von den reichen Fischgründen angelockt.

Stichworte: , , , , , ,