Wie mich die Große Mauer in die Knie zwang
Die Chinesen nennen die Große Mauer auch den Großen Drachen. Jetzt weiß ich wieso! Hui, das war ne Tour! Um 6 Uhr aufstehen, drei Stunden Busfahrt durch Beijing und Vororte und dann hört plötzlich der Rest der sowieso schon nicht mehr ganz zivilisierten Welt auf und man steht irgendwo mitten in den Bergen. Sagen wir, in einem Tal und die Berge drumherum.
Der Busfahrer erklärt noch kurz: hochklettern, auf der Mauer entlang bis zur Hängebrücke und dann am 2. Wachturm wieder raus, 5 Stunden Zeit. Ok, dann eben ein gemütlicher Spaziergang über die Mauer. Mit uns laufen ein paar Chinesen, die aus dem Nichts auftauchten und auf freundliche Weggefährten machen – später stellt sich raus, dass sie in ihren Taschen Postkarten, T-Shirts und Getränke mitschleppen, die wir ihnen abkaufen sollen. Aber erstmal an den Punkt kommen! Davor sind nämlich ein kleiner Aufstieg zur Mauer selbst (am Anfang hat man da noch Motivation und halbwegs Kraft) und ungezählte treppauf treppab Anstiegchen zu den Wachtürmen auf der Mauer selbst, die so alle hundert Meter stehen.
Sind verdammt steile Treppen gewesen! Ich war so dermaßen aus der Puste, dass ich ständig halten musste, um mir die Landschaft anzusehen. Irre. Links die Mongolei, rechts Beijing, so haben das zumindest unsere Führer erklärt. Nur Berge, weit und breit. Und egal, ob man die Mauer hinter oder vor sich entlang sieht, der verdammte Drachen scheint endlos lang und nie ein Ende zu nehmen. Aber der Ausblick macht die Anstrengung wieder wett. Nur, warum baut man auf ein eh schon unwegsames Gelände eine Mauer? Über 9000 Kilometer lang??? Ich bin 10 drauf lang gewandert, reicht völlig aus, um sich zu ergeben! Äh… ich meine, reicht völlig aus, um das Biest zu bezwingen ;)
In Beijing selbst haben wir uns eigentlich nur dem Platz des Himmlischen Friedens gewidmet. Herrn Mao sein Bild prangt noch immer über dem Eingang zur Verbotenen Stadt. Und der Typ ist auf jedem Geldschein! Überall flattert die Revolution durch die Luft – der ganze Platz ist übersät mit roten Fahnen. Aber kein Chinese behauptet im Kommunismus zu leben.
Wir haben im Dong Cheng District genächtigt, wo keine Wolkenkratzer stehen und ein Barchen am Kneipchen steht und nette kleine Restaurants. Die sind vielleicht niedlich :) Es musste was mit iiiii sein, also war’s die Reef Bar (wir erinnern uns: in Phuket war es die Mee Bar). Der Hai an der Theke war ein netter kleiner Chinese, der aussieht wie ein Monchiechie… und er hat ne Schwäche für amerikanische Oldies :D
Der nächste „Drachen“ war dann wohl der Zug nach Shanghai. Wieder Nachtzug (wie schon der nach Beijing) und wieder an die 12 Stunden Fahrt, Softsleeper (nicht wirklich weich, aber weniger Leute in der Kabine) und viel Wärme. Aufgrund der Überheizung der Kabine hat es den Wikinger wohl auf die Bretter geschickt. Wadenwickel und chinesische Medizin. Wir werden wohl noch 2 Tage mehr in Shanghai zubringen und auf die Fähre nach Osaka verzichten. 2 Tage krank aufm Schiff voller Chinesen… einem Fieberpatienten sicher wenig zuträglich. Aber das kriegen wir schon hin. Dann wird eben geflogen, bei den Übernachtungspreisen in Japan, sparen wir mit jeder Nacht in China :D
Shanghai selbst ist noch ein paar mehr Wolkenkratzer als Beijing und die Nachtmeile zum Hafen runter ist der Hammer! Kunterbunte Riesenreklame (ja, da kommt der staunende Ossi wieder durch) wie in Las Vegas (nicht, dass ich den Vergleich hätte…). Cool :) Ansonsten reiht sich eine westliche Fastfood-Kette an die andere. Wenig chinesisch hier.
Grüße aus Shanghai
Claudi :)