Reisetipp Guatemala – Meine Highlights
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Reisetipp Guatemala – Meine Highlights

Das Wichtigste zuerst: Ich habe mich auf meiner Reise durch Guatemala nie bedroht oder geängstigt gefühlt. Menschenmassen bringen immer Taschendiebe mit sich und man sollte nicht in dunkle Gassen gehen – das gilt für jedes Land, und so kann man das zentralamerikanische Land auch voll genießen. Ich habe die Highlights meiner viel zu kurzen Reise durch das farbgewaltige Guatemala (2014) zusammengetragen.

Die Maya-Ruinen von Tikal

Die Nummer Eins ist natürlich Tikal. Als ich endlich die scheinbar unendlichen Stufen in der glühenden Mittagshitze und 60%iger Luftfeuchtigkeit von Tempel V erklommen habe, scheint der Dschungel die ehemalige Maya-Königsstadt beinahe verschluckt zu haben. Nur noch wenige Meter der bis zu 70 Meter hohen vier Tempel lugen aus den Baumwipfeln hervor. Tiere und Menschen wurde hier den Göttern geopfert, das Herz aus der Brust geschnitten und dann die Stufen hinabgeworfen – blutige Rituale trieben die Maya im 9. Jahrhundert zu Gunsten einer besseren Ernte, mehr Regen oder bedrohlicher Sonnenfinsternisse.

Viel Gras ist über all das gewachsen, buchstäblich. Die grauen Riesentempel wirken auf mich eher wie monströse Folteranlagen für die Beinmuskeln und beeindrucken durch ihre tiefe Verwurzelung mit dem umgebenden Urwald. Daneben habe ich diverse kleine Tempel, kasernenähnliche Behausungen und Altäre entdecken können, fast wie Indiana Jones – wenn die Nasenbären nur nicht so abgelenkt hätten.

Guatemala Tikal Tempel 4

Guatemala Tikal Tempel 4

Die Menschen Guatemalas

60% der Guatemalteken sind Mayas – allerdings opfern sie keine Menschen und Tiere mehr für eine gute Ernte. Die Mayas von heute leben dennoch ein traditionelles Leben in der Landwirtschaft. In Chichicastenango kann man sie donnerstags und sonntags beim Markttreiben beobachten, ihre Kostüme bewundern und natürlich auch super Shoppen. Ich steh mittendrin und bin begeistert wie flink und behände sich die kleinen Frauen mit den schwarzen Haaren in ihren buntbestickten Blusen durch die Marktmassen kämpfen. Ich kann nicht widerstehen, eine Maske hatte ich mir schon vor der Reise als Souvenir vorgestellt, und schlage zu. Ich habe ein wenig verhandeln müssen, aber für 20 Dollar wohnt ab sofort das Schutztier der Maya, ein Jaguar, in meinem Wohnzimmer.

Maskenverkäuferin in Chichicastenango

Maskenverkäuferin in Chichicastenango

Das Lächeln der Maya

Das Lächeln der Menschen – in Guatemala ist es (Zahn)Gold wert! „Das ist ein Statussymbol bei den Maya“ bestätigt Guide Walter meinen Verdacht. Die Maya lassen sich freiwillig und für viel Geld die Schneidezähne gegen Goldzähne mit kleinen Sternchen, Ornamenten und Tierfiguren austauschen. In Chichicastenango sehe ich so manche Dentisten-Werbung und durchaus auch die ein oder andere Marktfrau, die man allerdings etwas kitzeln muss, bis sie ihr breites Lächeln offenbart.

Marktfrau mit Goldzähnen lächelt

Marktfrau mit Goldzähnen lächelt

Der Lago Atitlán

Mehr Luftfeuchtigkeit und höhere Temperaturen locken mich förmlich zum kühleren Wasser des Atitlán-Sees. Ich plansche in Ufernähe so vor mich hin und schau ich auf die umliegenden Vulkane: was für eine Aussicht! Mit Senior Andres, der sein Ruder wie ein Cowboy mit lockerer Hand führt, geht es kurz darauf über den See zu den einzelnen Gemeinden der Maya-Tzutujil. Als wir am späten Nachmittag wieder nach Panajachel zurückschippern, zeigt mir Andres, was der Xocomil ist. Was ausgesprochen wie Schokomilch klingt, ist ein starker Wellengang, der von kühleren Nordwinden aus dem Hochland und den Südwinden des Pazifik verursacht wird, die gleichzeitig von den Vulkanen herabkommend den See aufwühlen. Senior Andres gibt dem Boot die Sporen und wirkt absolut cool, während das Boot wild durch die Wellen hüpft und mir ordentlich die Knochen zurechtrüttelt. Wir reiten den Xocomil!

Mit dem Boot über den Lago Atitlan

Mit dem Boot über den Lago Atitlan

Die Kunst der Maya

Zinnoberrote und blütenweiße Tupfen treten plastisch aus dem übrigen Farbenreigen des Bildes hervor. Ich möchte die Kaffeekirschen und Maiskörner, die die dicken Ölfarbkleckse darstellen sollen, unbedingt anfassen. In der Maya-Gemeinde von San Juan La Laguna am Lago de Atitlán „malen wir seit den 80er Jahren mit Ölfarbe“, erklärt mir Antonio Coché in seiner Galerie. Ich hab mich verliebt in die strahlenden Farben der Früchte und Marktszenen auf den Bildern von Antonio und seiner Frau. Die beiden malen in einer Kollektive von 15 Künstlern, ihr Stil ist der in ganz Mittelamerika vorherrschende naive. Im gesamten Dorf erkenne ich die Künstlerhäuser schon von außen – an den Wandgemälden ihrer Fassaden. Der Seeblick und die Vulkane machen ganz offensichtlich kreativ.

Wandkunst in Gemeinden am Lago Atitlan

Wandkunst in Gemeinden am Lago Atitlan

Die Tradition von Maya und Katholiken

In den Gassen des Nachbargemeinde Santiago de Atitlán dagegen sind die Musiker unterwegs. Eine Fiesta wird gefeiert! Der Musik folgend renne ich durch die engen Straßen. Ich treffe auf einen Hof voller Menschen, dränge zum Eingang des zugehörigen Hauses vor. Darin sitzt eine Familie am Tisch, vor dem eine Figur in festlichem Ornat aufgebaut wurde. Es ist der Maximón, ein Kuriosum der Gegend. Die Heiligenfigur wird mit Zigarrenrauch angeblasen, Geld wird ihr zusteckt und Alkohol, damit er beschützt und Wünsche erfüllt. Auch die Familie nimmt den Alkohol zu sich – sie sitzen so still und wie auf einer Totenfeier versammelt – sie sind vermutlich komplett betrunken. Gläubige strömen weiterhin in den verräucherten Raum und beten beim Maximón. Draußen wird ausgelassen gefeiert und zu lateinamerikanischen Rhythmen getanzt. Der Heilige wechselt jährlich die Familie und sein Quartier, man muss sich nach ihm durchfragen!

Der Maximon von SAntiago de Atitlan

Der Maximon von SAntiago de Atitlan

Kolonialstadt Antigua Guatemala

Ganz anders erlebe ich Antigua. Die Kopfsteinpflasterstraßen der Stadt wirken immer gleich, aber immer gleich farbenfroh an den Wänden. Vor allem die gelben Kirchen im Kolonialstil der Spanier stechen heraus. Hier sind einige Touristen unterwegs und flanieren durch die Arkadengänge an der Plaza de la Constitución. Jeder will einen Blick durch den Arco de Santa Catalina im Norden der Stadt werfen, durch den man den Vulkan Aqua sehen kann. Bei Nacht sehe ich zwar den Vulkan nicht mehr – auch keinen der anderen beiden, die die Stadt einzingeln – aber ich sehe eine entschleunigte Stadt. Keine Tuk-Tuks rumpeln mehr um die Ecken, dafür sitzen die Einwohner auf Parkbänken und betrachten wie ich die erleuchteten Kirchen und genießen die warme Stille. Unsicher fühle ich mich am Ende nur, als ich mich in dem immer gleichen Schachbrett-Gassenwirrwarr kurzzeitig verlaufe.

Tor in Antigua de Guatemala

Tor in Antigua de Guatemala

Mehr über meine Reise durch Guatemala gibt es hier im Überblick.
Viel Spaß beim Schmökern! ;)

Diese Recherchereise wird unterstützt von Visit Centroamérica. Vielen Dank dafür!

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