Reisetipp: Kanada im Wohnwagen vs. Mietwagen
Auf mehrfachen Wunsch und weil ich es ja selbst auch gern wissen möchte (fürs nächste Mal), hier also eine Erörterung der Frage „Ist Kanada im Wohnmobil nicht viel zu teuer?“ und „Wäre Mietwagen nicht billiger?“ Dazu habe ich meine sämtlichen Kosten einmal zusammengetragen. Es ergeben sich meiner Meinung nach zwei Preismodelle (abgesehen vom „Egal was es kostet, das Beste von allem bitte“-Modell) Die Ergebnisse im Einzelnen:
Wohnmobil anmieten
Ich habe in diesem Fall mit einem der bekanntesten deutschen Anbieter für Wohnwagen-Reisen in Nordamerika kooperiert. Canusa arbeitet mit diversen kanadischen und amerikanischen Wohnmobilvermietern wie zum Beispiel Fraserway RVs zusammen, handelt Sonderkonditionen aus und bietet komfortable Versicherungspakete an – solche Verträge möchte ich nicht im Englischen und im Urlaub durchackern. Der Truckcamper ist die kleinste Wohnwagen-Kategorie – preislich und größenmäßig betrachtet. Das Gefährt ist wirklich nur für 2 Personen gedacht und wurde mir für 3 Wochen zur Verfügung gestellt. Die Kosten dafür belaufen sich auf ca. 3159 Euro, inklusive 3000 Freikilometern.
Die Summe ist heftig. Und bevor nun alle wegklicken, weil es eh alles viel zu teuer ist: Langzeit-Kanadareisende haben mir in einem Forum bestätigt, die Preise fallen bis zu 50%, wenn man in der Nebensaison reist. Also unbedingt checken, ob ihr nicht auch vor Juni und nach September reisen könnt.
Benzin/Dieselkosten für unsere letztlich gefahrenen 3000 Kilometer
Diese Kosten lassen sich gut überschlagen. Ein dicker Wohnwagen schluckt mehr als ein Prius, das ist mal klar. Diesel und Benzin wird in Kanada in Litern gemessen. Im Sommer 2013 kostete der Liter Diesel zwischen 1,32 und 1,37 Dollar. Ja, billiger als in Deutschland, nicht so billig wie in USA.
Da man maximal auf den neuen Highways 110 km/h fahren darf, aber sowie so auf den Landstraßen und alten Highways unterwegs ist, weil es dort etwas zu sehen gibt, wo nur maximal 90, eher aber 70 km/h gefahren wird, fährt man automatisch etwas verbrauchsschonender. Ich habe mit dem Truckcamper ca. 15 Liter pro 100 Kilometer verfahren, Fraserways gibt als Mittelwert 20 Liter an. Daraus resultiert eine Gesamtsumme verfahrenen Dieselkraftstoffs von 465 Euro auf 3043 Kilometer.
Selbstverpflegung
Der erste Weg nach der Anmietung des Wohnwagens führt zum Supermarkt. Wer noch nie in Nordamerika war, darf ein paar Stunden Zeit in dieser großartigen Zurschaustellung des Überflusses einplanen. It’s fun! Und vollkommen unverhältnismäßig. Versucht mal eine Rolle Plastikmüllsäcke zu finden – die gibt es nur im 100er-Pack. Ähnliches gilt für Wasser oder Cola – nicht unter 12er-Pack. Für den Camper an sich ganz prima.
Denn auf die Weise kann man sich gleich für die nächsten 2 oder 3 Wochen eindecken. Man kann gar nicht für weniger einkaufen und ist dann eben auch gezwungen, 5 Tage lang Fleischbällchen zu essen. Wir haben für Fressereien in Kanadas Supermärkten (SuperStore, Foodland) 257 Euro gelassen. Sind aber dennoch ein paar Mal essen gegangen, in Halifax waren wir ja jeweils camperlos.
Restaurantbesuche
Wie gesagt, hin und wieder gönnt man sich etwas, auch als Camper. In Lunenburg hatte ich Lobster, im atlantischen Kanada kann man den fast überall und zu relativ guten Preisen eigentlich täglich haben. Das Schalentier neben einer Kuh aufm Teller kostete ca. 25 Dollar, ein kompletter Hummer kann mit 35 Dollar veranschlagt werden. Ausgehen ist nicht billig in Kanada, ganz sicher nicht. Wir waren fünfmal fein dinieren und haben dafür zu zweit stolze 169 Euro gezahlt.
Campingplätze
Ja, auch mit dem fahrenden Wohn-Schlafzimmer sitzt man doch noch auf Übernachtungskosten fest. Kein wildes Campen in Kanada! Abgesehen davon braucht so ein Wohnwagen Strom und gelegentlich auch Wasser – das füllt man für gewöhnlich am Campground auf, und zahlt daher getrennt für den Standplatz und den Auffüll-„Service“ (und das Dumpen).
Alles zusammen kam im Durchschnitt bei 36 Dollar pro Nacht und für beide Schlafnasen zusammen. Ohne den Service haben wir auch mal 25 Dollar gezahlt. Die KOA-Kette ist übrigens eine echt gute Adresse (auch und vor allem für Familien), da gibt’s am Campingplatz alles! Spielplätze, Swimmingpools, meist ein See/Fluss zum Kajaken und Kanufahren, Fahrradverleihe etc. Unsere Übernachtungsbilanz: 630 Euro, inkl. einer Luxusübernachtung am letzten Tag.
Mietwagen
Natürlich kostet ein Mietwagen weniger als ein Wohnmobil! Außerdem verbraucht er um einiges weniger. Auch hier der Tip: Zuhause anmieten, vor Ort kann es kompliziert werden. Canusa bietet beispielsweise auch Mietwagen an. Für den gleichen Zeitraum würde man ca. 1130 Euro zahlen. Es gibt allerdings auch Pakete für Mietwagen-Rundreisen inkl. Übernachtungen, was man definitiv mal checken sollte, bevor man sich alle Posten einzeln zusammensucht.
Benzinkosten für Mietwagen
Die 3043 Kilometer in einem durchschnittlich 5 Liter verbrauchenden Gefährt abzucruisen, würde natürlich nur 155 Euro kosten. Bin beim Dieselmodell geblieben.
Unterkunft außerhalb eines Autos.
Hotels in größeren Städten (jetzt muss ich lachen, außer Halifax gibt es die ja in Nova Scotia nicht) und den Touriorten sind natürlich teurer als ein Inn oder Motel in Shubenacadie. Man findet fast überall eine Lodge oder ein Inn, scheint eine beliebte Übernachtungsform zu sein. Kollegin Monika hat schon einige dieser Pensionen besucht und getestet. Kosten pro Nacht und Zimmer belaufen sich auf 80 Euro aufsteigend. In Halifax haben wir uns eine letzte Nacht im Radisson für stolze 130 Euro geleistet – dafür war ich aber auch nicht Paragliden, das für 150 Dollar eingeplant war. Gesamtsumme für 21 Tage = 1680 Euro.
Täglich eine warme Mahlzeit
Und Frühstück. Das bekommt man im Hotel oder im Inn (Aufpreise ca. 10-15 Dollar). Ein Restaurant-Lunch kostet ca. 10-15 Dollar, das Abendessen ist gern mal 10 Dollar teurer. Ich würde einen Tagesdurchschnitt von 50 Dollar/Person ansetzen.
Man kann natürlich auch bei Tim Hortons einen Donut frühstücken und Kaffee trinken und bei Wendys zum Lunch und zum Dinner ein Burger-Menu verspeisen, dann kommt man vermutlich mit 20 Dollar/Tag weg. Dann empfehle ich aber auch von einer Filiale zur anderen auf einem Bein zu hüpfen, damit das Zeug nicht zu sehr ansetzt! Von der gesunden Kost inkl. Snacks ausgehend wären wir nach 21 durchgefutterten Tagen bei ca. 750 Euro Verpflegungskosten, abzüglich eventueller Diäten.
Spaß-Ausgaben
Die kann man jetzt ganz weglassen oder eben in jedem Model einrechnen. Denn wie viel Spaß sich jeder leistet, ob er den Shubie-River auf einer Flutwelle entlangreitet, ins Dinomuseum geht, auf Walsafari oder fünf T-Shirts einkauft, ist ja dann doch persönlicher Gusto und Bedarf. Theoretisch kann man sich ja als Campingfreund ja vollkommen in die Natur zurückziehen und gar nix weiter ausgeben.
Ich berechne daraus die 3-wöchige Nova Scotia-Rundreise für 2 Personen
Modell Womo = im Camper, mit Stellplätzen, Selbstverpflegung und gelegentlichen Restaurantbesuchen
Modell Auto = im Mietwagen, von Lodge zu Motel, mit gelegentlicher Selbstverpflegung und Restaurantbesuchen
Ich bin selbst überrascht, aber das Ergebnis ist wirklich knapp!
Natürlich sind die Übernachtungspreise recht weit unten angesetzt. Und jeder muss für sich entscheiden, wie er Komfort definiert und was er ihn kosten darf. Aber die These „Wohnwagen ist doch so teuer“ finde ich widerlegt. Es bleibt natürlich noch die Super-Spar-Variante: Couchsurfen und Bus-/Bahnfahren ;)
Vor und nach eine solche Rundreise gehört natürlich auch der Flug. Mit Condor kostet der ca. 900 Euro. Der Ferienflieger hat immer mal wieder Sonderangebote – also Augen aufhalten.
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Unsere Erlebnisse auf dieser Kanada-Wohnmobilreise könnt ihr im Tagebuch nachlesen
Ich reiste auf Einladung und erhielt Rabatte auf einzelne hier aufgeführte Kosten-Posten. Herzlichen Dank für die Unterstützung an Canusa, Condor und die Tourismusbehörden von Nova Scotia, New Brunswick und PEI, sowie Canon für die Leihkamera!
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