Wie ich Kapstadts Pinguine knuddelte und morgens um 10 Brut trank
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Wie ich Kapstadts Pinguine knuddelte und morgens um 10 Brut trank

Generell war das ja schon eine halbe Hetzjagd auf diesem Pressetrip. Nadine, die anderen erwähnten Personen sind also „journalists“ ;) Kapstadt hat mir, ehrlich gesagt, den Rest gegeben. Ab Ankunft im „12 Apostel“-Hotel ging’s Schlag auf Schlag, kaum Zeit für irgendwas und schon gar nicht fürs Genießen. Laut einem Reiseführer ist Kapstadt eine der schönsten Städte der Welt. Ich kann’s nicht einschätzen.


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Wir haben sogar selbst das Programm noch ergänzt, weil wir sonst noch weniger von der Stadt gesehen hätten, aber mehr als Kap der guten Hoffnung, Tafelberg, Pinguine, Waterfront, Hotelbesichtigung und Weinverkostung ging echt nicht. Die Hot Stone Massage zwischendrin hat auch nicht viel gebracht, weil man danach auch nur schnell ins Zimmer musste (im Bademantel quer durchs Hotelgelände, wenn der Wind ordentlich drunter pfeifft…), um für den nächsten Ausflug fertig zu sein.

Das Hotel liegt zu allem Unbehagen auch noch 15 km außerhalb von Kapstadt. Das macht es zwar angenehm ruhig, so im Schatten der gleichnamigen Berge (die eigentlich 18 Spitzen haben, aber wer zählt sowas schon!), aber eben auch abschüssig und frisst Zeit, wenn man sie dringend braucht. Ich habe noch nie ein Hotelzimmer verwuestet, aber als die uns am ersten Abend nach der Ankuft zum Abendessen „in 10 Minuten“ erwartet hatten und ich unbedingt duschen wollte/musste/sollte, hab ich das reinste Schlachtfeld hinterlassen als ich ins Sterne-Restaurant marschierte. Woher wusste ich wie sowas geht? Hab ich von Saschi in Tassie gelernt ;D

Am nächsten Morgen sollte uns Farouk, ein indisch-stämmiger Guide, zum Cape Point und dem Kap der guten Hoffnung bringen. Wenn ich Indern zuhören muss, werd ich immer aggressiv, keine Ahnung wieso. Aber der hat mich fast auf die Palme gebracht. Fährt uns die Serpentinen an der Hout Bay entlang und betet die Geschichte der Besiedlung Südafrikas und Kapstadts herunter (haben wir mittlerweile in jeder Lodge irgendwie mal gehoert) und haelt zur Kroenung genau dann an, wenn garantiert Gegenlicht ist und die wirklichen „Kodak-Momente“ (damit ging er mir am 2.meisten auf den Keks) vorbei waren. Sei’s drum.

Als wir nach Simonstown kommen, wo die Pinguine am Strand rumlungern, erzählt er natürlich wieder die Besiedlungsgeschichte des Ortes, aber sowas von uninteressant. Ich wollte doch nur die Pinguine! Ueber die hat er 2 Saetze zu berichten gewusst. Zwingt mich nicht, das wiederzukäuen! Jedenfalls gab es am Boulders Beach genau 20 Minuten, um sich mit den Frackträgern anzufreunden, ein Foto mit ihnen gemeinsam zu schiessen und dann wieder über die Findlinge zurück zum Auto zu klettern. Es gibt einen Strand, das weiß ich. Aber der ist ein paar Minuten laufen hinter den Steinen, keine Zeit. Und dann hackt mir ein Pingu beim Umarmen auch noch in den Finger – garstiges Biest! Hab aber trotzdem ein Bildchen :) Wenn man sich hinsetzt, kommen die von ganz allein vorbeigelaufen. Muss eben nur Zeit haben. Farouk nannte sie Jackass Penguins. Soviel ich weiß, sind es Brillenpinguine, und längst nicht so einmalig und nur hier wie er behauptet, aber was weiß ich schon!

Weiter geht die zügige Busfahrt zum Kap der guten Hoffnung. Man fährt erstmal unten an den Strand, da steht das Schild, das den süd-westlichsten Punkt Afrikas markiert. Dort machen wir schnell ein Foto für alle und stürzen zurück in das Auto bevor uns die Paviane angreifen. Die marodieren hier durch die Touribusse und sammeln essen ein. Der Strand war super! Steinig, helle kleine Findlinge mit orangenen Flechten (nicht ganz dieselben wie in Tassie) und recht hohe Wellen. Aber Farouk wollte uns ja noch zum Kap bringen, also den Berg rauf. Auf halber Höhe ist der Souvenirshop und ein Restaurant. Und eine Seilbahnstation, von wo aus man theoretisch bis ganz rauf gondeln könnte, aber er meint ja, da sieht man auch nicht mehr. Also shoppen wir 10 Minuten lang und die „Kodak-Momente“ gehen dahin.


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Wir haben doch keine Zeit! Also kommen wir auch fast zuspät ins Hotel zurück, um unsere Massagen entgegenzunehmen. Man musste vorher auf einem Formular seine halbe Krankheitsgeschichte und einen Stressfaktor angeben, zwischen 1 und 10. Habe mich spontan für 8 entschieden! Christel hat mir dann mit heißen Steinen Öl ein die gestresste Haut massiert und die Knie a la lomi lomi verdreht. Und zielgenau den blauen Fleck vom Pferdsturz gefunden. Aua! Danach, wie gesagt, schnell wieder das Öl runterwaschen, das man eigentlich ein, zwei Stunden einwirken lassen soll, und wieder ins Taxi. Zur Waterfront. Das ist das Shopping-Mekka der Stadt. Und meine Magazin-Kollegen gehen völlig auf im Designer-Spotting. Die Alfred & Victoria Wharf bietet alles, was sich der Durchschnitts-Kapstädter gar nicht leisten kann: Boss, Adidas, Diesel, Esprit, Guggi, Prada, you name it – they have it! War auch schon arg leer, als wir durch die riesigen Hallen der Mall geschlendert sind. Kann aber auch am Montag gelegen haben. Und weil die Sonne hier schon um 17 Uhr verschwindet, stehen wir nach dem Bummel im Dunkeln.

Wackeln übers Hafengelände (in welcher Stadt gilt das schon als sicher?) und bahnen uns den Weg zur Long Street! Die Partymeile. Hat uns auch der gute Garreth wärmstens ans Herz gelegt, sogar was von Heavy Metal Bars hat er gesagt. Aber weil wir ja die Geschwister Fürcherlich sind, haben wir entsprechend eine fürchterliche Orientierung und zäumen mal eben das Pferd von hinten auf bzw. wandern die LONG Street (der Name kommt nicht von ungefähr!) mal eben vom falschen Ende an rauf, bis es keine Bankengebäue mehr gibt und die Bettler sich an uns wenden. Nachdem wir uns gerade noch vom „Klein Amsterdam Headshop“ und dem angeschlossenen „Purple Turtle“ fernhalten können, stolpern wir über ein afrikanisches Restaurant namens Neoni’s Kraal. Man umschwärmt uns rührend und serviert leckere einheimische Küche. Super Wahl, wenn auch die einzig mögliche. Mit Party ist danach auch nix mehr, weil wir nun schon gewohnheitsmäßig um 20 Uhr müde werden. Draußen steppt auch nicht grad der Bär, scheinen nicht unbedingt was zu verpassen, aber ich werde das Gefühl nicht los, dass wir das lange Partyende der Straße gar nicht gesehen haben.

Und damit geht ein ziemlich anstrengender Tag in der südlichsten Stadt Afrikas zu Ende. Gott sei Dank! Leider geht das Gehetze am nächsten und damit letzten Tag weiter. Der erste Schock beim Aufstehen: die Bergwand hinter dem Hotel hängt in tiefen Wolken, und so auch der Tafelberg. Da fährt heute keine Seilbahn hoch, sagt Hotelmanagerin Nicki. Als Alternative bietet sie einen Ausflug auf der Gardenroute an. Weinverkostung am Morgen vertreibet Kummer und Sorgen? Wir probieren’s mal. Wir kehren im Constantia Valley in zwei Gütern ein. Ist ja schon Herbst hier. Ähnlich wie in Tasmanien gedeihen in diesem Klima eher die Pinots und Chardonnays. Und Sauvignon Blanc, für den ich mich immer mehr erwärmen kann. Wir hören uns im Steenberg eine nette kleine Geschichte über die Namensgeberin für die Hausmarke Catharina an – die kam angeblich aus Lübeck! (Katharinas aus Lübeck, die mag ich besonderns ungern, aber das ist eine andere Geschichte) Jedenfalls prosten wir uns um 9.30 Uhr mit einem Brut zu. Der Tag könnte trotz depressiver Wolkenlage erheiternd werden! Nach 6 Proben dort, bringt uns der Fahrer kurz auf den Berg über dem Gut, wo ich endlich die Kaprosen fotografiern kann, von denen Farouk am Vortag ja behaupten wollte, die würden jetzt gar nicht blühen. Hah, von wegen!

Noch ein Abstecher zur Klein Constantia und 5 satte Hiebe des edlen Tropfens und die Hatz endet überpünktlich 11.59 Uhr vorm Hotel. Alle leicht blau und dringend einer Mahlzeit bedürftig. Für die haben wir eine Stunde zeit, bevor es zum Flughafen geht. Bestellen = 10 Minuten, Servieren = 30 Minuten, Essen = 15 Minuten, Gepäck suchen lassen = 15 Minuten. Die Sonne doch noch über den Ozean blitzen sehen = unbezahlbar!

In diesem Sinne Totsiens aus Kapstadt und Südafrika
Claudi

Ich reiste auf Einladung von South African Tourism

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