Warum ich immer noch nicht alle Moai der Osterinsel gesehen habe
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Mystery Stone

Warum ich immer noch nicht alle Moai der Osterinsel gesehen habe


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Oh wie schön ist Polynesien. Zum Empfang gibt es Blumenketten, „Iorana“s und sich herzlich in die Arme fallende Freunde und Fremde. Außerdem ist da ein kleiner Menschenauflauf am Gepäckband, das nur zur Deko in der winzigen Ankunftshalle steht. Gepäck gibt es nämlich hinten links, direkt von Laster gekippt und von allen Mitreisenden umringt. Ab jetzt gilt Inselzeit. Alles etwas verzögert und langsamer als gewohnt. Wir stellen uns Ukulele-Geklimper vor und schon ist alles ganz relaxt. Iorana – Willkommen auf Rapa Nui!

Polynesien in Chile

Rapa Nui ist nicht Chile. Die Osterinsel gehört zum chilenischen Staat, aber man ist hier nicht Chilene und man mag sie wohl auch nicht sonderlich, die Staatsbrüder und Schwestern vom Festland. Zumindest berichten das die Chilenen selbst. Auf Rapanui ist das mehr eine leben und leben lassen Haltung. Vor allem geht es ums Rapa Nui sein, ums überlebt haben und ums Bewahren der absolut eigenen Kultur. Die Rapa Nui waren bei Ankunft der Chilenen nur noch 111 Menschen verschiedener Stämme. Stammeskriege, Versklavung und Krankheiten hatten die zu Hochzeiten 7-10.000 vermutlich von den Marquesas stammenden Polynesier bis an die Grenzen ihrer Existenz gebracht.

Der Vogelmannkult der Rapanui

Wir haben in insgesamt 5 Tagen auf der Osterinsel viele Theorien über die Rapa Nui, die Moais und den Vogelmannkult gehört. Und trotzdem habe ich nicht annähernd eine Ahnung, wie und warum die Steinköppe dort aufgestellt wurden und Männer auf Binsen durchs haiverseuchte Wasser schwammen. Es bleibt ein großes Mysterium. Imposant ist das allemal und das Wetter noch dazu kuschelwarm und gar nicht zu luftfeucht (zumindest nicht, wenn es ein wenig windet). Die Guides vom explora Rapanui haben uns so ziemlich die ganze Insel gezeigt. Gut, die ist ja auch nicht riesig mit max. 24 x 13 Kilometern. Allerdings ist sie voll mit kulturhistorisch wertvollen Steinen.

Hoteltipp: explora Hotels Rapa Nui & Atacama

Reiter vor dem Ahu Tongariki

Ein Moai für den Großonkel

Manchmal stehen die Steine sogar auf anderen Steinen. Die Moais sind solche. Und sie stehen auf Ahus, wir nennen es wohl eine Plattform. Um die vielen Theorien abzukürzen und eigentlich ist das fast gesichertes Wissen: Die bis zu 20 Meter hohen Steinmännchen sind die geehrten Repräsentanten reicher Familien. Manche stehen auf den Knochen derer, die vor und nach ihnen starben, andere haben einen leeren Ahu unter sich. Jede Plattform gehört zu einer Familie. Je mehr Moais auf der Plattform, desto mehr verdiente und hochgeehrte Ahnen hatte die Familie. Je größer die Moais, desto reicher der Clan.

Moai-Hut an der Küste
Die meisten Ahus stehen an der Küste, weil die Familien meist am Meer (alles Fischer) lebten. Die großen Steinmänner haben den Rücken zum Meer gekehrt, gucken auf das Gehöft der Familie, die sie quasi bewachen. Von den zahlreichen Ahus und Moais kann man heute noch ca. 900 besuchen. Manchmal stehen die Männchen, meist hat es sie umgehauen (Kriege, Zeit und Tsunamis).

Wildpferde überall auf der Osterinsel

Achtung: Wilde Pferde unterwegs

Auf dem ersten kleinen Spaziergang vom Hotel zur Küste bin ich nochmal kurz umgeknickt – schön wenn der Schmerz nachlässt – aber das hält ja niemanden von näheren Inspektionen rund um die Ahus an der unglaublich bewegten pazifischen See ab. Da die Moais mit dem Gesicht nach unten lagen, war der wilde Ozean beinahe interessanter. Beinahe. Wären da nicht die vielen Wildpferde, die in Banden übers Eiland traben und die Autos aufhalten. Amüsantes Schauspiel. Wie uns Guidess Maha berichtete, gibt es auf Rapanui mehr Pferde als Menschen! An zweiter Stelle dürfte die Hundepopulation stehen…

Die Steinmänner haben ihre Wiege (den Quarry) am Vulkankrater des Rano Raraku, wo man sie in monatelanger Arbeit aus dem Vulkangestein kratzte und hackte. Dazu ist wenig Neues zu berichten als ich vor 6 Jahren schon herausgefunden habe.

Maois am Krater

Nabel der Welt

An Tongariki, Anakena und dem Nabel der Welt war dieses Mal vor allem das Publikum neu. Eine bekannte isländische Sängerin, deren Musik ich einfach nicht mag, lief uns quasi die ganze Zeit über den Weg. Hauptsächlich, weil sie im selben Hotel wohnte und am Nebentisch samt Mischpoke speiste. Vom Nabel (Stein) des Nabels der Welt (Insel) konnte ich allerdings einen entspannten Augenblick mitnehmen (weniger Gehetze und vor allem kein Bauerntrampel, der ins Bild rennt). Danach war Björk dran mit Stein streicheln und magnetische Strömung aufsaugen.

Nabel der Welt

Die Sieben von Akivi

Was rechtfertigt also meinen zweiten Aufenthalt zwischen den Jahrhunderte alten, immer gleichen Steinkolossen? Jede Menge! Wir haben zum Beispiel einen Ahu besucht, dessen sieben Steinmänner nicht in die Insel, sondern raus aufs Meer blicken. Die Sieben von Akivi stehen auch nicht an der Küste, sondern auf erhöhtem Platz, quasi um den Meerblick zu optimieren. Sie könnten ein Denkmal für die Kundschafter des Inselgründers Hotu Matua darstellen, die die Insel (nachdem sie Hotu Matua im Traum erschienen war) gefunden hatten, sagte uns „in that moment“ Guide Roberto in schwierigem Englisch (aber eine „Emily Gilmore“ und der Würstchen-King von Syracus, NY waren dabei und haben fleißig ausformuliert). Von den Sieben geht es auf einem kraterübersäten Feldweg, der laut Roberto besser ist als der Küstenweg, zu den Höhlen der späteren Rapa Nui, die dort Wasser-Reservoirs und sogar kleine Gärten – geschützt von Wind und Meer – anlegten.

Ahu Akivi

Orongo

Mit Jo waren wir tags darauf am Kultplatz des Vogelmannes. Orongo kannte ich nur aus dem Kostner-Film (Inselkino gibt es nicht mehr, Plakat steht aber noch da) und immerhin konnte uns Jo bestätigen, dass er gar nicht mal so schlecht recherchiert und verfilmt hat. Orongo ist ein Dorf an einem der drei Vulkankrater, die die Insel zu einer Insel gemacht haben.

Orongo Osterinsel

Oben am Kraterrand hatte man einmal im Jahr für jeden der 16 Stammes-Führer und seinem sportlichsten Mann (dem Vogelmann) eine Hütte hergerichtet. Für ein paar Tage feierte und trainierte man, ließ eine Jungfrau in eine Höhle abseilen und hungern bis schließlich die Vogelmänner aller Stämme durch den Krater laufen (oder schwimmen) mussten, den Kraterrand einmal von innen rauf und dann von außen nach unten kletterten und dann auf einem aus Binsen zusammengebundenen Surfboard-Vorläufer zu einer vorgelagerten Vogelinsel schwammen. Dort galt es, das Ei einer Seeschwalbe zu klauen und zurückzuschwimmen, den Krater wieder hochzuklettern und das Ei dem eigenen Stammesführer zu überreichen. Wer dieses aufregende Adventure überlebte, verschaffte dem Führer die Herrschaft über die Insel für ein Jahr und sich selbst die (hoffentlich noch nicht verhungerte) Jungfrau aus der Höhle. Wer es sich nicht vorstellen kann: Holt euch den Rapa Nui-Film!* (Kostner spielt selbst nicht mit ;))

Blick zur vogelmann-Insel
Aus dem Kraterinneren, einem Binsen bestandenen Morast, gewinnt man heute Bakterien und Pflanzen für die Pharmaindustrie. Keine Naturmedizin. Außerdem kann man viele Vogelmann-Glyphen in den anliegenden Steinen begutachten. Vermutlich sind die Inschriften für die Gewinner. Der Kult des Vogelmannes ist zeitlich übrigens nach der Moai-Zeit einzuordnen. Die waren da schon out.


Moai-Fotos in Schwarzweiß

Orongo Krater

Tapati

Heutzutage tragen sie im Februar ein Inselfest aus, das ebenfalls sehr sportlich anmutet. Das Tapiti ist der Zeitpunkt, um auf die Insel zu kommen, wenn man die Einheimischen (und Touris) mal in Bodypaint und Federlaibchen sehen will! Authentischer wird’s nicht. Werde also ein drittes Mal an den entlegensten Ort der Welt kommen müssen! :D

Iorana für den Moment!

p.s. Das ist mein zweiter Eintrag über die Osterinsel, und die Überschrift gleicht arg der des ersten Eintrags. Was soll ich sagen: Die Insel bleibt ein Mysterium für mich. Und der Songtitel zu diesem Eintrag ist ein echter Hit – „Domain“ heißt die Band ;)

Vielen Dank an explora Hotels für die Unterstützung dieser Recherchereise
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