Reisetipp: Hostel-Auswahl auf der Südinsel Neuseelands
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Reisetipp: Hostel-Auswahl auf der Südinsel Neuseelands

Neuseeland ist – und bleibt vermutlich auch noch eine Weile – ein Backpacker-Land. Nicht alles, aber vieles, ist für Rucksackreisende wie gemacht. Gerade bei der Unterkunft ist dem Backpacker die Qual der Wahl überlassen – vom Luxushotel bis zur Absteige. Ja, unsereins kann auch in einem kingsize, federweichen Sternebettchen zur Ruhe kommen, keine Frage. Auf der Nordinsel taten wir das sogar zweimal.

Auf der Südinsel haben wir ausschließlich in Hostels und Pensionen übernachtet, die ich euch gern vorstellen würde. Die Aufzählung folgt der Chronologie der Übernachtungen.

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1. Golden Lodge in Nelson

Verwirrend, die Lodge heißt auch Fellworth House. Erstaunen, es klingt nicht nur so, es ist tatsächlich ein altes Herrenhaus. Mit ihrer rot-gelben Fassade ist die Villa äußerlich erkennbar. Rubinrote und goldene Stofftapeten heißen uns im Inneren Willkommen – Staff ist nicht da. Alles unkompliziert, eine große Tafel weist uns in Kreideschrift zu Room 2. Das ist zwar nur mit einem Gemeinschaftsbad zu haben, aber man ist auf der 2. Etage eh nur zu dritt. WLAN gibt es für alle, sogar einen PC, nicht weit von der Gemeinschaftsküche, die irgendwie an Ferienwohnung erinnert. Im Zimmer: Elektrokamin und riesige Fenster mit Blick auf die Alpen, den Ozean und das kleine Nelson. Als wir in den dicken Vorhängen einen spinnerten Besucher erledigt haben und sich auch sonst kein Geist meldet, schlafen wir für schlappe 54 Euro diese Nacht recht edel und gediegen.
Adresse: 193 Milton Street, Nelson

2. Punakaiki Beach Hostel

Direkt am Highway liegt das Dörfchen Punakaiki, bevor die Westküstenstraße den Berg hinauf geht zu den Pancake Rocks. Das Hostel liegt tatsächlich direkt am windigen Strand, bietet ausreichend Parkplatz und hat etwas von einem übergroßen Beach-Bungalow. Zwei Stockwerke, von denen das untere das vermutlich bessere zum Schlafen ist. Wir dagegen nächtigen in Room 1, direkt neben der Gemeinschaftsküche, in der bis spät in die Nacht wilde Brettspiele den Ton angeben. Dünne Wände, kaum Ausstattung, Gemeinschaftstoiletten nur im unteren Stockwerk. Die Lage reißt es nicht raus. Alles andere im Dorf sind ebenfalls Ferienhäuser, sollte man sich mal anschauen. Das Beach Hostel für 45 Euro pro Nacht muss man jedenfalls nicht haben. Internet: 6 Euro/Tag
Adresse: 4 Webb Street , Punakaiki 7873

Beach Hostel vom Beach aus betrachtet

Beach Hostel vom Beach aus betrachtet

3. Franz Josef YHA

Wo YHA dran steht, herrscht zumindest ein gewisser Standard. Es gibt sogar einen Wasserkocher auf dem Zimmer. Ein Badezimmer direkt und nur für uns – das gilt in einem Hostel bereits als Luxus. Unser Zimmer liegt in einem ruhigen Trakt, und so wissen wir leider nicht, ob jemand des Nächtens am Klavier im großen Gemeinschaftsraum geklimpert hat oder der Ton aus dem TV-Raum zu laut war. Die Hostel-Katze scheint sich sichtlich wohl zu fühlen. Die Wohnküche im Großformat jedenfalls klinisch rein aufgeräumt, als wir morgens die Laken abgeben. Staff war anwesend, wann immer man einen brauchte und gab hilfreiche Auskunft zum Ausflug zum Gletscher. Für 60 Euro kann man von einem ensuite Doppelzimmer wenig mehr verlangen. Internet-Voucher: 3 Euro/Tag.
Adresse: 2 Cron St, Franz Josef 7886

4. Queenstown BASE Backpackers

Queenstown, die Outdoor-Extremsport-Hauptstadt Neuseelands, ja da muss man mal an Halloween hin! Hab ich so nicht geplant, kam aber so. Und dann ab ins Zentrum, zum BASE Hostel. Wer mit Auto herkommt, darf erst einmal Parkplatz suchen, zum Hostel gehört jedenfalls keiner und die Straßen rundherum sind gut gefüllt. Das dreistöckige Hostel hat nicht nur eine große Lobby mit PC-Reihe, Kickertischen und Lümmelcouchen unterm Neonlicht, es besitzt auch eine angeschlossene Bar, die morgens zum Frühstücksraum wird und eine großartige Aussicht zum Hausberg der Stadt hat. In unserem Zimmer mit ensuite Bad wartet ein Wasserkocher mit Kaffeetütchen (alles, was ich morgens brauch), ein Fernseher, ein Mini-Balkon (!) und seit langem auch mal ein Bild an der Wand – sehr wohnlich für stolze 65 Euro/Nacht.

Kicker oder doch SkyDive? Queenstown BASE

Kicker oder doch SkyDive? Queenstown BASE

Leider ist das Bett viel zu durchgelegen für meinen Altweiberrücken, und das Halloween-Spektakel lässt nachts ein bisschen Klassenfahrt-Feeling aufkommen (wenn alle meinen zu tuscheln und dabei doch laut kichern und kreischen…). Wer direkt im Zentrum sein möchte und täglich wechselndes Partyprogramm bevorzugt, kann hier absteigen und sicher sein, Anschluss zu finden. Die Angestellten waren nett und freundlich, trotz viel Beschäftigung mit Halloween-Volk. Wer es lieber ruhiger mag und die Party im Pub lassen möchte, sucht vielleicht ein kleineres Hostel auf. Internet-Voucher: 2,50 Euro/Tag.
Adresse: 47-49 Shotover St Queenstown 9300

5. Milford Lodge

Die Rettung vor dem Regen! Am Ende der Straße zum Milford Sound gibt es nur ein Hostel: die Milford Sound Lodge. Die isolierte Lage als die (fast) einzige Unterkunftsmöglichkeit weit und breit lässt man sich zahlen. Dafür gibt es ein Zimmer auf einem Holzsteg-Reihenhaus mit kleiner Heizung und zwei Betten darin. Mehr braucht der Mensch nicht. Der Gemeinschaftsraum und die Toiletten/Duschen haben eigene Häuser – nachts geht es also über die Veranda zum einen oder anderen „Geschäft“. Neben dem gemütlichen Gemeinschaftsraum gibt es einen Essensraum und die Gemeinschaftsküche. Rezeption und Kiosk sind ebenfalls im Administration-Gebäude untergebracht. Gesalzene Preise zahlt man in diesem Shop, wohl dem, der irgendwo in Te Anau noch eingekauft hat, bevor er hier hergefahren ist. Aber ein paar Meter Fußweg entfernt kann man in der Blue Duck auch ganz gut speisen und trinken. 50 Euro kostete das Doppelzimmer, WLAN ist auch hier richtig teuer (50 MB für 6,50 Euro) und zudem so langsam, dass man es freiwillig nicht benutzen möchte. Handys empfangen gar nichts. Remote ist das beschreibende Wort – abschalten soll man hier, umgeben von der wahnsinnig lauten Natur, die stetig regnet und rauscht. Die Lodge vermietet außerdem Zeltplatz und Stellplätze für Camper. Unbedingt vorbuchen und unfreiwillige Aufenthaltsverlängerung einplanen.

Milford Sound Lodge in Regen und Grün

6. Kaka Point Rata Cottage

Das Rata Cottage habe ich via Google gefunden. Muss man so sagen. Die alte Dame, die ihr Gartenhaus am Kaka Point vermietet, hatte mir sehr nett per Email geantwortet. Das B&B ist also eine Ferienwohnung bestehend aus Schlafzimmer, Badezimmer und Wohnküche mit Fernseher, Couch, gefülltem Kühlschrank inkl. Cocktail-Obst aus der Dose und selbstgemachten Marmeladen.

Very british irgendwie- Jeans Ferienwohnung

Very british irgendwie- Jeans Ferienwohnung

Jean wohnt gleich nebenan, in einem größeren Häuschen und gibt uns Tipps zum Pinguin-Gucken in der Nähe des Dörfchens. Als wir nach dem Observieren und einer Einkehr im Restaurant an der Strandstraße ins Cottage zurückkehren, finden wir vier weitere Dosen Obst für das Frühstück vor, Jean macht sich Sorgen um unseren Vitaminkonsum. Unbedingt den Heizlüfter nutzen, nachts wird es empfindlich kalt. Das Cottage ist sicher auch super für Familien – man könnte länger bleiben, auch für 50 Euro pro Nacht und kein Internet.
Adresse: 31 Rata St, Kaka Point 9271


Inselkarte Neuseeland

7. Empire Hotel Backpackers Oamaru

Im Laufe einer Rundreise mit täglich wechselnder Unterkunft darf man einmal daneben greifen. Das taten wir im sonst so schönen Oamaru. Das Empire Backpackers mag einen königlichen Namen führen, untergekommen sind wir eher wie Penner. Das Zimmer war so breit wie das Bett, durchgelegen ist kein Ausdruck für die schlaffe Matratze, die Koffer parkten vor der Tür, die Rucksäcke IM Bett. Der kleine Heizlüfter auf drei Meter Höhe konnte den Raum zum Hinterhof des Rangierbahnhofs nicht aufwärmen. Das Personal trat freundlich zum Vorabkassieren des Zimmerpreises kurz vor 18 Uhr noch auf und verzog sich dann auf nimmer Wiedersehen. Es gibt im untersten Stockwerk einen Gemeinschaftsraum, im 2. Stock eine Wohnküche, die rege besiedelt war. Essen kochen wollte ich hier dennoch nicht. Irgendwo gab es für die 40 Euro/Nacht auch PCs und freies WLAN, wofür wir dieses eine Mal keinen Bedarf hatten. Nach kalter und zugdurchfahrener Nacht, rollten wir unsere geräderten Rücken ins Cafe zwei Häuser weiter zum Frühstück. (p.s. Sechs Jahre zuvor war ich in Oamaru im YHA Red Kettle untergekommen und hatte es als eins der schönsten in ganz Neuseeland in Erinnerung behalten. Never change a winning…)
Adresse: 13 Thames St, Oamaru 9495

Empire Hotel Backpackers

Empire Hotel Backpackers – Vor Entsetzen vergessen ein Foto im Inneren zu machen

8. Tekapo Lakefront Lodge Backpackers

Wie haben Zimmer 3 in dem Flachbau am türkisblauen Lake Tekapo und blicken vom Verandafenster direkt auf den See und den Parkplatz zwischen uns und dem See. Das passt schon. Die Lounge-Area ist ausreichend groß, urig holzig eingerichtet. Ein weiteres Mal heißt es Wandlüfter zum Heizen einschalten, wieder und wieder, bis es warm wird. Die Türen fallen im Minutentakt in die Schlösser, es ist ein wahres Clap-Fest. Da hat jemand was falsch konstruiert, denn ohne zuwerfen oder fallen lassen, wird das auch nichts mit dem Türschluss.

Lakefront Backpackers Tekapo

Lakefront Backpackers Tekapo

Ich merke: ich werde zu alt für Hostels! Saubere Waschräume helfen da leider nicht viel über den Lärm. Für 50 Euro pro Nacht bekommt man aber eine freundliche Beratung zu Freizeitangeboten in der Gegend und eine abgeschiedene Lage – Tekapo selbst ist einen netten Spaziergang weit entfernt. Wecker braucht man nicht, gibt ja immer einen, der schon auf ist und die Tür hinter sich ins Schloss knallen lässt.
Adresse: 2, Lakeside Drive, Lake Tekapo


9. Christchurch Jailhouse Accommodation

Save the best for zuletzt. Ein Hostel in einer ehemaligen Strafanstalt mit Knastzellen und ohne Heizung – Herausforderung! Hinter dem Anmelde-Desk beginnt das Staunen: man blickt in eine zweistöckige, weißgekalkte Halle. Unzählige Türen gehen hinter den Geländern der oberen Etage ab. Es wirkt mehr wie ein Kirchenschiff. Am langen Ende erhebt sich statt einer Orgel eine Empore mit rotem Fensterglas – dort wird Billard gespielt. Als die dicke Stahltür unserer Zelle ins Schloss fällt, ist Ruhe. Auch die Wände sind so dick, dass jeglicher Lärm draußen bleibt. Leider auch das WLAN. Allerdings ist da wenig Lärm zu schlucken, denn man wird per Schild angehalten, sich leise zu verhalten, wenn man oben oder unten im Mittelgang speist und relaxt. Für die Nacht im Doppelstockbett liegen immerhin Wärmflaschen bereit, die ich nicht einmal gebraucht habe, konnte mich vorher noch warmduschen.

Wärmflasche und Fluchtplan im Jailhouse Christchurch

Wärmflasche und Fluchtplan im Jailhouse Christchurch

Für das perfekte Knasti-Feeling darf man in einen gestreiften Overall schlüpfen und samt Verbrecherkartei-Nummer posieren – das etwas andere Hostel-Souvenir. Die Küche liefert rund um die Uhr heißes Wasser für Tee, als Kaffeetrinker kann man zu Desk-Zeiten in der Lobby Frisches aus der Kaffeepresse ordern. Im kleinen Vorbau mit Couch und Telefonzelle hängen Backpacker beim Gitarreklampfen und Laptoptippen ab. Ich fand es so entspannend in diesem Knast, dass ich mir sehr viele Gedanken ums Backpackersein gemacht habe. Ja, ein bisschen Ironie ist dabei. Kleines Manko für mich war die Lage des Hostels. Einen Supermarkt gibt es zwar ums Eck, aber wer etwas von Christchurch sehen möchte, muss ein Stückchen Bus fahren. Das Jailhouse ist dennoch toll und für 50 Euro pro Nacht in der einzigen Großstadt der Südinsel nicht viel teurer als andere. Internet kostet leider auch hier, 3,90 Euro/Tag.
Adresse: 338 Lincoln Rd, Addington, Christchurch 8024


Diese Recherchereise wurde unterstütz von Hostelbookers Deutschland, die mich in drei der Hostels eingeladen haben. Vielen Dank dafür!

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