Wie ich Adam und Eva im Seychellen-Paradies traf
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Wie ich Adam und Eva im Seychellen-Paradies traf

Ron Gerlach streichelt seine Riesenschildkröten

Ron Gerlach streichelt seine Riesenschildkröten

Natürlich habe ich mich auf die Suche begeben, und auf meinem „Quest“ nach interessanten, möglichen Artikelstoff nun also auch die Riesenschildkröten der Seychellen kennen gelernt. Ja, die kenne ich im Prinzip schon von Galapagos, aber ich betrachte das hier als Komplettierung meiner weltweiten Schildkröten-Recherche. Denn mehr Archipele außer diesen beiden, die eine Population Morlas beherbergt, gibt es nun wirklich nicht. Der schon mehrfach erwähnte Ron ist also der Herr über eine kleine Unterart der großen Reptilien auf der Insel Silhouette.

Die Tierchen leben hier in direkter Nachbarschaft zur Luxusanlage. Rons Quest ist darauf aufzupassen, dass niemand Adam, Chiron, Eve, Josephine, Phoenix & Co. zu nahe kommt. 150 große, kleine, junge und alte Panzerkriecher liegen da im Schatten und mampfen brav ihr Gras. Adam ist das wohl älteste Exemplar, war hier schon vor über 100 Jahren gekennzeichnet worden. Die meisten der 12 Zuchtkröten hat Ron auf Anwesen in den benachbarten Inseln aufgesammelt. Meistens dienten sie in privaten Zoos, manche hat er auf diese Weise wohl auch vor der Suppe gerettet. Das haben nämlich die ersten Siedler mit ihnen getan: als ordentliche Fleischportion an vorübersegelnde Schiffe verkauft. Dann doch lieber bei Ron im Garten sitzen. Im Uebrigen habe ich gelernt, dass man Schildkröten streicheln kann wie ein felliges Haustier und dass sie das auch durch den Panzer spüren. Fand ich fast schon sensationell. Eve, eine Kreuzungskröte kam als Erste an den Zaun gelaufen als sie Ron sah – wie ein Schoßhündchen. Erstaunlich sowas. Sie hat sich dann aber sofort an die andere Eva, nämlich unsere Reiseleiterin, gewandt – Namensverwandtschaft ist halt auch eine Verwandtschaft ;)

Claudi auf der Palme

Claudi auf der Palme

Es gibt auf Silhouette fünf wild lebende Schildkröten, allerdings an keinem für uns erreichbaren Strand. Daher bin ich einfach so noch einmal am Strand entlang geschlendert, das Postkartenfoto fehlte noch. Der Quest wäre dann also das richtige Motiv im richtigen Licht gewesen… und die Kameraeinstellung. Da wir im Team zur Abwechslung mal einen echten (also ausgebildeten) Fotografen haben, muss ich mich ja auch richtig anstrengen mit meiner Hobbyfotografie ;) Und weil das dann irgendwann ganz gut klappte, habe ich meine Begleitung auf die Palme gebracht… öh… geschickt, damit wir auch noch einen Menschen im Bild haben. Klasse geworden, ich durfte dann auch mal auf den Baum klettern, wobei von klettern eigentlich keine Rede sein kann. Wir haben da eine ganz ausgeklügelte Technik entwickelt, die jeden Einheimischen in Erstaunen und Lachkrämpfe versetzen würde.

Seychellen Fotos

Unsereins rutschte den Stamm hoch. Drauf setzen, wie auf eine Bank und dann vorstellen, neben dir kommt eine Spinne langsam angekrochen. Und dann rückt man immer ein kleines Stückchen weiter. Langsam, aber relativ ungefährlich und effizient, schließlich sitzt man am Ende ja fast oben. Was man nicht alles fuer gute Bilder macht! Wenn Umwelt-Ron das gesehen hätte, wäre er vermutlich in Ohnmacht gefallen oder hätte uns da mit einer Kanonenkugel wieder runtergeschossen. Erinnere mich eine eine Geschichte über diese Horizontalpalmen auf den Malediven, die sind wegen solcher Aktionen von hirnrissigen, ignoranten Touris nämlich mittlerweile fast alle abgebrochen. Ich schäme mich, ja! Aber schön sieht’s trotzdem aus… Andere straftatenfreie Aktionen an jenem Nachmittag bestanden dann in Schnorchelversuchen vor der Bungalowtür – sandig, leer und sandbankbeschwert. Der Wellengang, ein wesentlicher Störfaktor.

Madagaskar-Weber

Madagaskar-Weber

Heute morgen musste ich mich dann von der „Herrenrunde mit Eva“ verabschieden. Das war eine super Runde, wirklich. Habe lange nicht mehr solchen Spaß an alten DDR-Geschichten gehabt (habe ich erwähnt, dass 4 von uns Ossis sind und eine irgendwie geartete Leipzig-Vergangenheit haben? Zufälle gibt’s… Ach, mein Leipzig…. ne, Berlin ist trotzdem heimatiger!) Die sitzen jetzt im Flieger und bald wieder im Büro, während ich von der Luxusklasse auf Gartenlaube umgestiegen bin und auch gleich mal die Insel gewechselt habe. Mahe ist das jetzt, und die „Laube“ ist ein Bungalow in Daniella’s Garten. Schöner Garten, Zimmer ausreichend, vor allem aber auch schon morgens um 8 beziehbar.

Mit schlafen war trotzdem nichts, musste gleich weiter zum Tauchcenter an der Beau Vallon Bucht. Dort habe ich in einem regelrechten Bienenstock meine Ausrüstung zusammengerafft, eine viel zu große Weste abbekommen und wurde mal eben in 27 Meter Tiefe geschickt – 9 mehr als ich darf. Macht mir ja nichts, und Tony als Tauchlehrer war ja auch dabei. Die Tiefe hatte außerdem einen guten Grund, oder sollte ich sagen, im Grunde war die Tiefe begründet… da lag jedenfalls ein altes Schiff, mit dem Bug nach oben, mitten in einem Schwarm gelber Schnapper. Die bewegten sich auch nicht weg, immer schön in Reihe und Zeile um das Wrack drumherum.

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Dazwischen wuselt das Leben und wenn man so sagen möchte auch der Tod: 3 Skorpionfische lagen da vor Anker, denen man leicht hätte zum Opfer fallen können, weil man sie kaum erkennt, gut getarnt. Außerdem lauerten zwei Stachelrochen im Sand und ein paar äußerst große Exemplare der Gattung Seeigel hatten es sich auf dem Wrack bequem gemacht. Der Rest dürfte harmlos gewesen sein. Trompetenfische, Tunfische, Fledermausfische (ziemlich große), und ein Kugelfisch, den man am Bauch krabbeln muss, damit er sich aufplustert und die Stacheln rausstreckt – drollig :D

Leider hatte ich dieses Mal keine Kamera gemietet. Wären aber auch bloß keine guten Bilder geworden, ich habe ständig mit den Flossen den Sand aufgewühlt, weil die übergroße Weste nicht aufs Atmen und mechanische Regulieren reagiert hat. Brachte den guten Tony vollends aus der Fassung, als ich 5 Meter vor der Oberfläche (da hält man für gewöhnlich 3 Minuten zum Akklimatisieren) beinahe nach oben getrudelt wäre, weil sich die ganze Luft in der Weste verfangen hatte und nicht rauszukriegen war. Naja, gibt ja Ankerleinen, an denen man sich festhält, bevor man wie ein Korken hochzischt. Ich schieb’s auf die Weste. Jedenfalls keine Walhaie in Sicht. Dafür eine Broschüre, die Schnorchelausflüge mit den Giganten anbietet. 125 Euro für einen Schnorchelausflug, plus Ausrüstung, plus Anzug, plus plus plus… und minus einer Garantie, dass da überhaupt einer auftaucht. Dann eben nicht! Ziehe trotzdem eine positive Bilanz: die Mehrzahl der vergangenen Quests war erfolgreich.

So, ich geh mal in die Heia, ohne Wein und Spaßrunde!
Nacht da draußen, Claudi :)

Ich reiste auf Einladung von Air Seychelles, Seychelles Tourism Board und Hotel Labritz

Update (25.10.2014) Ich habe gerade zufällig erfahren, dass Ron Gerlach und seine Schildkrötenstation nicht mehr auf Silhouette leben. Sie wurden auf andere Inseln verteilt, das Projekt scheint damit gestorben. Das Labritz Hotel gehört mittlerweile zur Gruppe der Hilton-Hotels.

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