Wie ich an den Klippen von Fair Island nach Papageientauchern suchte
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Wie ich an den Klippen von Fair Island nach Papageientauchern suchte

Shetland besteht aus 100 Inseln, mein Plan sieht vor, vier davon zu bereisen. Alle zusammen befinden sich in jeder Himmelrichtung ca. 200 km von festen Land entfernt. Deshalb betrachten sich die Shetländer auch als Mittelpunkt des Universums. Am südlichsten Rand dieses Universums liegt ein Inselchen, das sie Fair Isle nennen. Meine Forschungen ergaben, dass es sich hier auf keinen Fall um eine Jahrmarktsinsel handelt, wohl auch keine besonders „faire“, nein, das ist die Friedensinsel, dachten zumindest die alten Nordmänner.

Shetland Fähre nach Fair Isle

Anfahrt nach Fair Isle

Die kamen wohl auf ähnlichem Wege hier an wie ich: per Boot. Meins hatte leider keinen hübschen Drachenkiel. Aber es hat zwei Autos und drei Container verschlungen, bevor es seinen blauen Bauch über die See schaukelte. Mit mir schaukelten drei englische alte Pärchen, die ebenfalls in dem zur Jugendherberge ausgebauten Vogelobservatorium übernachteten. Alles neu da, roch noch nach Wandfarbe. Entsprechend gut ausgestattete Zimmer, wenn auch Kantinenabfertigung zum Essen (und das nun auch eher auf Niveau meiner Betriebskantine).

Papageientaucher auf Fair Isle

Vögel beobachten auf Fair Isle

Im Bauch des Schiffes spielte ich zur Überbrückung der Fährzeit Angry Birds, vermutlich waren mir die Vögel auf der Insel nicht allzu zugetan. Die Menschen auch nicht unbedingt. Der Ranger im Urlaub (wusste ich vorher), der Ersatz zur Beerdigung, sein Mann so beschäftigt und anti Journalisten, dass die Recherche von vornherein eigentlich sinnlos war. Bin daher auch einfach auf der Miniinsel herumgewandert und habe die Klippen nach Puffins abgesucht. Das gelang mir dann auch am zweiten Tag, gar nicht weit weg von der Vogelstation, an der man mir nicht mal exemplarisch die Beringung eines Vogels vorführen wollte. Sieht aus, als teilen sich die Puffins ihre Baue mit den Kaninchen, die Klippen sind vollkommen unterhöhlt. Ich bin aber weder über die lustigen Mooshügelchen gestolpert, noch in eins der Löcher gerutscht! Statt dessen glüht mein Gesicht im frischen Rot, weil ich stundenlang da am Hang saß und die putzigen Vögel beim Anlanden und Abfliegen fotografiert habe.

Fair Isle Schaf

Knitting und Handwerk

Fair Isle wird unter Kennern (bin jetzt einer!) als „Insel der Vögel und Pullover“ genannt. Wegen der Strickerei und einer wohl besonderen Tradition wollte ich hier recherchieren. Leider hielt die zuständige Dame in dem mir vorgegeben Zeitrahmen (der Vogelwart gab mir 1 Stunde oder zurücklaufen) für eine Gruppe Touristen einen Vortrag übers Leben der Bauern in den 50er Jahren und davor. Man kam ewig nicht zur Strickerei und dann musste ich zu meinem „Inseltaxi“ zurück. Aber, weil an dem 70-Seelen-Inselchen nur 2 mal im Jahr ein Segler festmacht, dessen Besatzung auch die Insel sehen möchte, kramte an diesem Sonntag die gesamte Insulanerschaft ihre gewerkelten, gestrickte und gemalten Kunsthandwerke hervor, um im Gemeindesaal einen kleinen Basar für die Kreuzfahrer abzuhalten.


Puffin Fotos

Die Vogel-Insel für Zivilisationsflüchtlinge

Da traf ich dann doch noch Menschen, die stricken. U.a. einen Engländer, der vor ein paar Jahren herzog, um Stricken zu lernen und Mützen herzustellen. Nicht lukrativ, aber ein ruhiges Leben. Ähnlich ging es Tommy. Der kam aus New York auf die Insel und bepinselt alles, was er findet: Leinwände, Pappen, Holz, Muscheln. Er ist Maler, hat ein Studio am Nord-Leuchtturm und kannte den Rest der Bevölkerung bereits nach den ersten 3 Tagen. Er vermietet eins seiner Zimmer für Besucher, das bringt mehr ein als bemalte Muscheln (für 12 Pfund!). Ich hatte ihn übrigens schon vor meiner Reise bei Flickr entdeckt – macht nämlich auch schöne Fotos.

Fair Isle Flughafen

Tja und irgendwann traf ich den Fähr-Kapitän vom Vortag am Flughafen wieder, als er die Staubbahn mit dem Feuerwehrwagen mal eben abfuhr und dann das Gepäck in die 8-Sitzer-Maschine packte. Abflug in wolkenlosen blauen Himmel, nein, der Pilot dreht für die Presse keine Extrarunde – Fair Isle war nicht sehr fair zu mir! Umso mehr genießt man dann die Autofahrt, auf der man anhalten und aussteigen kann, wann immer man will! Und Extra-Runden waren auch noch drin, trotz Zeitdruck und Autofähren.

Von den Traumstränden Yells nach Unst

Auf Yell haben sie einen der schönsten Strände des Archipels. Konnte den Breckon Sands leider nicht mehr anlaufen, sah ihn aber vom Parkplatz aus. Vorbei an diversen Pony-Weiden und freilaufenden Schafen vorbei, kam ich an, wo ich jetzt bin: Unst, die nördlichste Insel der Shetlands, Schottlands und Großbritanniens und Halter diverser Superlative. Die nördlichste Brauerei besuche ich morgen, wohl auch den nördlichsten Shop, der nördlichste Flughafen scheint stillgelegt, und der nördlichste Leuchtturm ist auch nur äußerst schwierig und gefährlich per Boot erreichbar.

Breckon Sands Shetland

Hotelchefin Debbie kümmerte sich beim Essen schon mal um mich und ihre PR. Im Saxa Vord Hotel nächtigt man quasi im Jugendherbergsstil in einer ehemaligen Royal Air Force Kaserne. Debbie kündigte für morgen früh eine Wikinger-Fotoaktion an, die ich unbedingt sehen müsse – ja, sie kennt mein Programm und weiß, dass ich zugepackt bin mit Terminen. Ich revangierte mich mit der Bitte, ein USB-Kabel aufzutreiben (ja, habe Laptop, habe Kamera, habe 10 GB Speicher und der wird knapp!), bin gespannt aufs Ergebnis! Geh derweil mal schlafen.

Bis morgen ihr Hühner!

Diese Recherchereise wurde unterstützt von Visit Scotland. Vielen Dank dafür!

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