Wie ich im strömenden Regen durch Singapurs Orchideen-Sammlung spazierte
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It's Raining Again

Wie ich im strömenden Regen durch Singapurs Orchideen-Sammlung spazierte

Das ist offenbar der Soundtrack meines Lebens! Wo ich hinkomme, faengt es an zu regnen! Naechste Reise geht in die Sahara – bezahlt von einem Wasserhilfsprojekt oder so. Nein, es habe in Singapur seit Wochen nicht mehr geregnet und man freue sich ueber den kleinen Wolkenbruch, den ich da ausgeloest habe. Schön fuer alle anderen, richtig doof fuer mich, denn gerade an dem Tag, an dem ich im Botanischen Garten Orchideen fotografieren will, bricht der Himmel ein.

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Weil ich aber nun mal ein Sturkopf bin, sind wir trotzdem durch den Orchideengarten flaniert, mit Regenschirmen und kurzen Hosen, die am Ende der Tour genauso nass waren wie die Fuesse, der Ruecken und ueberhaupt. Wenn man naemlich den Schirm uebers Objektiv halten muss, damit die Kamera nicht nass wird, laeuft einem die Suppe eben ueber die Rueckseite. Aber es ist ja warmer Regen. Und wie oft im Leben faehrt man schon bei Gewitter durch einen Park und laesst sich die Nelson-Mandela-Orchidee zeigen?

Singapur bezeichnet sich gern als Gartenstadt (Löwenstadt heisst sie wortwörtlich uebersetzt). Im Prinzip hat man in einen schönen Dschungel ein paar mehr oder weniger ansehnliche Betonklötze gesetzt und Strassen durchgebaut. Viel Gruen an allen Strassenraendern und Schirmakazien saeumen die Autobahn zum Flughafen, da ist ein Botanischer Garten doch ein Muss. Sooo viele Orchideen auf einem Flecken. Das einzige Gewaechshaus in dem Gelaende ist uebrigens ein Kuehlhaus! Fuer Farne und Pflanzen, die die Dauerhitze und 90% Luftfeuchtigkeit nicht ganz so gut vertragen.

Auch wenn Regenspaziergaenge was ganz besonderes sind, nach 2 Stunden wird’s unangenehm in den nassen Klamotten. Wir haben uns als zum Trockenbuegeln ins Hotel verkruemelt und dann das Nationalmuseum aufgesucht – wie man das an verregneten Nachmittagen so tut. Und das war ein langer Nachmittag. Wir haben tatsaechlich 4 Stunden dort zugebracht. Zur nationalen Geschichte gibt es diverse Filmchen, Exponate und Erklaerungen ueber Kopfhörer. Man laeuft stundenlang durch ein nummeriertes Labyrinth und hört die Infos ab, bis die Fuesse nicht mehr können und das Hirn jeglichen weiteren Input verweigert. An der Stelle sollte man entweder schlafen gehen… oder ins naechste Museum.

Zugegeben, das andere Museum hatten wir schon am ersten Tag gehabt, aber es passt in diesem Eintrag besser und ihr muesst euch ja jetzt auch nicht 3 Stunden lang meine Repetition des zweiten Weltkriegs aus Sicht der Singapurianer anhören. Also, das andere Museum ist das Peranakan- Museum. Ich erwaehne es, weil es wirklich nicht unspannend war. Die Peranakan sind eine der vielen Bevölkerungsgruppen, die Singapur ausmachen. Alle, die heute hier leben, sind Nachfahren von Haendlern und vielleicht auch Piraten, die einst an diesen Fluss kamen, um in den Gewuerzhandel einzusteigen. Gewuerzhandel war ja im 18./19. Jahrhundert in Asien der Renner. Saemtliche asiatischen Völker haben sich auf den malayischen und indonesischen Inseln getroffen und eben auch gemixt. Die Nachfahren nannte man Peranakan „hier geborene“, da ihre Eltern eigentlich aus China, Malaysia, Indien oder sonstwo herkamen. Peranakan lebten und leben nicht nur in Indonesien und Malaysia, sondern eben auch in Singapur und haben eine besonders bunte Kultur hervorgebracht. Da die heute kaum noch gelebt wird, konserviert man sie also in einem Museum. Vom 12taegigen Hochzeitsritus bis zur neuesten Geschirrmode darf man sich auf 3 Etagen umschauen. Die Peranakan haben uebrigens auch ihren eigenen Bezirk (so wie Chinatown und Little India), den man hier Katong nennt. Wir hatten da leckre Suessigkeiten!

Und mit diesen suessen Gedanken verabschiede ich mich nun auch von Singapur, Winnie und Guru, unserem Fahrer. Singapur ist gemaessigtes Asien, gut fuer Einstieger und der totale Overload fuers Hirn, wenn man in dieser Hitze wirklich alles sehen will, was die Stadt zu bieten hat. Zu der kostenlosen Stadtrundfahrt fuer Transitpassagiere kann ich allerdings nicht unbedingt zuraten. Man wird nur durchgefahren, verbringt mehr Zeit im Bus als in der Stadt und hat mit dem ebenfalls kostenlosen Expressshuttle wesentlich mehr Freiheit zum Schnuppergucken in Singapura.

Bis bald mal wieder!
Claudi

Ich reiste auf Einladung des Singapore Tourism Board

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